Rheindelta: Die Hochwassergefahr im Blick
Das umfassend überarbeitete Pumpwerk Gaißau sorgt für einen effizienteren Hochwasserschutz im Rheindelta.
Der Wasserverband Rheindelta betreibt entlang des Bodenseeufers seit Jahrzehnten den Polderdamm und die Schöpfwerke Fußach, Höchst und Gaißau. Jedes der Schöpfwerke besitzt die Möglichkeit einer Freispiegelausleitung bei niedrigen Wasserständen in den Bodensee. Damit werden im Hochwasserfall die Siedlungsgebiete vor Überflutungen geschützt. Die Pumpwerke sind einige Male pro Jahr im Betrieb. Der letzte langanhaltende Dauerbetrieb war während des Bodenseehochwassers 1999 erforderlich.
Aus Sicht des Naturschutzes ist speziell für das Naturschutzgebiet Rheindelta ein möglichst hoher Grundwasserstand erforderlich. In diesem Gebiet sind für einen intakten Bodenwasserhaushalt und einen guten Bodenaufbau wiederkehrende Überflutungen mit Bodenseewasser wünschenswert. Im Gegensatz dazu muss für den Hochwasserschutz der Wasserspiegel zeitweise möglichst weit abgesenkt werden. Beiden Interessen ist entsprechend Rechnung zu tragen, der Pumpwerksbetrieb muss beide Anforderungen erfüllen.
Ein generelles Projekt von uns zeigte dazu zwingenden Handlungsbedarf bei den Steuerungen, bei den Bauwerken, bei der Stromversorgung und bei der Pumpenausrüstung aller Pumpwerke auf. Nicht ganz überraschend allerdings, denn die letzten großen Überarbeitungen der Pumpwerksausrüstung erfolgten im Jahr 1960. Mit den Aufsichtsbehörden wurde eine dreijährige Bauphase vereinbart, die erste Phase konnte mit der Inbetriebnahme des überarbeiteten Pumpwerks Gaißau im Frühjahr 2018 erfolgreich beendet werden.
Im Pumpwerk Gaißau waren bisher zwei Pumpen für 1.300 l/s installiert – die Förderleistung wurde auf nunmehr auf das Doppelte mit maximal 2.700 l/s erhöht. Damit ist sichergestellt, dass auch bei Ausfall oder Reparatur einer Pumpe immer die maximal erforderliche Zulaufwassermenge sicher abgeleitet werden kann. Alle Pumpmengen können nunmehr mit Frequenzumrichtern an die Zulaufverhältnisse angepasst werden. Die bisherige händische Verstellung ist nicht mehr erforderlich. Der Stromverbrauch sinkt dadurch merkbar. Die Pumpen sind als Tauchmotorpumpen projektiert. Dadurch waren zwar diverse Anpassungen im Unterwasser und im Gebäude notwendig, es können aber dieselben Einschaltpunkte wie in der bestehenden Betriebsordnung weiter verwendet werden.
Der Pumpbetrieb kann über die Fernwirkeinrichtung, über einen automatischen SPS-Betrieb sowie auch im Handbetrieb in allen Normal- und Sonderbetriebsfällen geregelt und überwacht werden. Zur Anlagenvisualisierung und -parametrierung sowie zur Protokollierung und Archivierung wurde ein Prozessleitsystem (PLS) implementiert. Eine Fernzugriffsmöglichkeit über das Internet ist ebenfalls vorgesehen.
Wartungszentrale Fußach
Im „Schopf" des Wasserverbandes Rheindelta wurde ein Büro baulich im Gebäude abgetrennt, um die neue Wartungszentrale zu errichten. Hier laufen alle Informationen der Schöpfwerke zusammen.
Die Gesamtkosten für das Pumpwerk Gaißau betrugen netto 700.000 Euro.
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